Falls du dich fragst, ob der Herbst bei mir in Spanien
inzwischen angekommen ist, kann ich das glücklicherweise verneinen. Das merkte
ich zum Beispiel extrem während des vergangenen Wochenendes, als wir nach
Granada fuhren. Granada war ein spontaner Plan gewesen, wo ich mich einer
Litauerin (ich hoffe, die Personen, die aus Litauen kommen, nennt man
tatsächlich so) und einer Italienerin anschloss. Nach einem ausgiebigen
Hausputz am Freitag mit meinen Mitbewohnern, fuhren Emilija, Dalila und ich
nachmittags los und kamen am Freitagabend in Granada an.
Zum ersten Mal fiel mir auf, dass überall in der Stadt
spanische Flaggen von den Balkons hängen. Schaut man aber in die Vergangenheit,
weiß man, dass Spanien sich ca. 8 Jahrhunderte lang in den Händen der Mauren befand.
Läuft man mit offenen Augen durch die Stadt, ist der Baustil wahrscheinlich das
erste, was einem auffällt.
Am Freitag unternahm ich nicht mehr viel. Gemeinsam gingen
wir in ein Restaurant, um ein paar Tapas zu bestellen. Anscheinend irrten sich
die Kellner und gaben uns zu viel Rückgeld, welches die Italienerin, die ihr
Geld als Einzige nicht passend hatte entgegennahm. Anstatt den Euro als
Trinkgeld dazulassen, wollte sie gehen. Nach einer kurzen Diskussion, zu der
mich mein schlechtes Gewissen nötigte, gab sie mir schließlich den Euro, damit
ich ihn zurückbringen konnte. Der Kellner lachte nur, als ich mit dem Euro vor
ihm stand und meinte: „Ach, kein Problem!“. Etwas peinlich berührt gab ich der
genervten Italienerin den Euro zurück.
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Beleuchtung im Mosaikstil an einer Hauswand |
Obwohl die Mädels Freitagnacht noch feiern gingen, waren sie
in der Lage, früh aufzustehen und wir verließen unser Airbnb Apartment zur
vereinbarten Zeit. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ich erinnere
mich nur zu gut daran, wie ich mit Deutschen, denen die Pünktlichkeit stets
nachgesagt wird, regelmäßig zu spät komme.
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Es gibt "pan con tomate" zum Frühstück in einem netten Café. Das links ist also keine Marmelade, sondern pürierte Tomate.
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Nach einem stärkenden Frühstück in einem netten Café,
begannen wir mit unserer Stadtbesichtigung. Einerseits mit Stadtplan,
andererseits nach Gefühl, erkundeten wir den hübschen Stadtteil Albaícin,
schauten uns die eindrucksvolle Kathedrale und die noch weltbekanntere Alhambra
an. Tickets muss man allerdings einen Monat im Voraus buchen, weshalb uns
einige Teile vorenthalten blieben. Nichtsdestotrotz war es ein Tag, an dem wir
enorm viel zu Gesicht bekamen. Vor der Kathedrale gab es Frauen, die
Tannenzweige verteilten, mit dem Vorwand, dass es ein Geschenk sei. Sobald
jemand den Zweig entgegennahm, lasen sie ihm die Hand und verlangten am Ende
sehr energisch Geld dafür. Emilija war darüber so erschrocken, dass sie
tatsächlich etwas bezahlte. Mich kann man weniger übers Ohr hauen, weshalb ich
den Zweig einer anderen Frau, die das gleiche Spiel spielte, in die Hand
drückte und eisern blieb.
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Eine ehemalige Stadtmauer. |
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Vor der Kathedrale. |
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In der Kathedrale. |
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Alhambra. |
Besonders toll war der Samstagabend, als Emilija und ich die
Hügel in den Ausläufern der Stadt bestiegen. Einige Teile der alten Stadtmauern
sind dort noch erhalten, von denen man eine atemberaubende Aussicht auf den
Sonnenuntergang hat. Der versteckte Weg dahin sahen wir einige Höhlen, wo
tatsächlich Leute leben, erinnerte mich an die Ruinen im Norden von Argentinien
oder die Favelas von Brasilien. Mir war nicht bewusst, dass es in Spanien auch
solche Armut gibt.
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Von der Mauer (rechts) in Sacromonte beobachteten wir den Sonnenuntergang. |
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Toller Blick auf die Alhambra bei Sonnenuntergang von Sacromonte aus. |
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Die größten Tortilla, die ich je gesehen habe. |
Abends warn wir wieder Tapas essen. In Gegensatz zu Cádiz
bekommt man zu jedem Getränk, was man bestellt, unaufgefordert einen Teller
Tapas dazu. Die Größe variiert je nach Anzahl der Leute am Tisch. An dem Abend
am es beinahe wieder zu einer Auseinandersetzung mit der Italienerin, die sich
einfach das Trinkgeld von Emilija und mir mit einsteckte, weil sie ihr Geld
wieder nicht passend hatte.
Sonntag zog ich auf eigene Faust los, was mir lieber war,
als zu warten bis die Mädels, die erst früh um 8 Uhr vom Feiern zurückkehrten,
sich irgendwann aus dem Bett erhoben. Auf diese Weise konnte ich die
Sehenswürdigkeiten sehen, zu denen der Eintritt an Sonntagen frei ist: Das
banuelo (früher genutzte öffentliche Badehäuser), Casa de Chapiz (ein Haus im
maurischen Stil, zu welchem ein wunderschöner, dekorativer Garten gehörte) und
Palacio de Dar-al-Horra (Palast, von dem man einen tollen Blick auf alles
genießt). Am frühen Nachmittag traf ich mich mit den Mädels, mit denen ich vor
unserer gemeinsamen Abfahrt noch lecker essen ging. Es gab sogar frisch
gepressten Ananassaft und umsonst eine Tapa dazu. Ich liebe das Essen hier!
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Tolle Mosaik-Steinböden. |
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Ehemalige Baderäume. |
Trotz des tollen Wochenendausflugs war ich wieder froh, als ich nach dem Wochenende
nach Hause kam und sofort wieder an den Strand gehen konnte.
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