See in der Bergkette La Atravesada auf rund 2000m über dem Meeresspiegel |
Während der letzten Woche wurde mir bewusst, wie wichtig es ist Kontakte zu haben. Für meine ganzen organisatorischen Sachen brauchte ich eine Beglaubigung einer Kopie und einer Unterschrift einer Polizeistelle, eines Amts oder eines Notars. Weil sich alle öffentlichen Einrichtungen quer stellten und meinten, dass sie dafür nicht zuständig seien, suchte ich einen Notar auf, der mir
einen äußerst hohen Preis verlangte. Als ich zurück zur Polizeistelle ging, um noch ein paar Sachen wegen eines Führungszeugnisses zu klären, sprach ich mit einem Polizisten über mein Problem. Dieser rief eine Freundin an, die Notarin war und ihm noch einen Gefallen schuldete. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass ich wieder genau in der gleichen Kanzlei landen würde, wie die, wo ich erst ein paar Tage zuvor ein halbes Vermögen bezahlt hätte. Durch den Kontakt ging das plötzlich alles ganz unkompliziert und reibungslos von der Bühne und noch dazu ohne am Ende etwas zu bezahlen.
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Auf der Erhöhung über 2500m über dem Meeresspiegel, breiteten sich die ewigen Weiten der prärieähnlichen Landschaft auf der einen Seite des Berges aus. Auf der anderen Seite erstreckte sich eine Kette von noch schneebedeckten Kuppen der Gebirgsketten der Anden. Um diese schöne Aussicht bestaunen zu können, mussten wir bis zum höchsten Punkt des Berges einen steilen, steinigen und erschöpfenden Anstieg bewältigen. Das war nicht ganz ungefährlich, weil man seine Aufmerksamkeit überall haben musste, um nicht von einem losgetretenen Stein, von einem Gruppenmitglied weiter oben, aus dem Gleichgewicht oder gar erschlagen zu werden. Meine Schuhe, die mich schon auf die japanischen Alpen begleitet haben, zählen jetzt ihre letzten Tage, denn bald muss ich mir wohl oder übel neue kaufen (unglaublich, wie teuer Sportschuhe hier sind). Nach einem schönen, aber an unseren Kräften zehrendem Aufmarsch, gönnten wir uns auf halbem Weg des Abstiegs eine ausgiebige Picknickpause.
Als wäre der Tag nicht schon anstrengend genug gewesen, war ich abends auf die Geburtstagsfeier von Caro (der Cousine meiner Kommilitonin Julieta) eingeladen. Im Garten war ein niedlicher Tisch mit Lampions und hübscher Dekoration aufgebaut. Alles sah richtig märchenhaft aus!
Eins der Themen, die wir später ansprachen, passte so gar nicht zu diesem gemütlichen Ambiente: In der Nähe des Flusses brach gestern offenbar ein Bandenkrieg zwischen Teenagern aus, bei dem die Polizei dazwischen gehen musste. Allerdings wurde die Pistole eines Polizisten geklaut und es waren mehrere Schreie zu hören. Kaum vorstellbar, dass es in meiner Nähe am helllichten Tag, an einem Ort, wo sich viele Familien tagsüber versammeln, gefährlich sein kann. Bis jetzt dachte ich eigentlich, dass Neuquen zu den sicheren Städten zählt...
Meine Gastmutter Andrea, Gastschwester Martina und Beto im Garten |
Mein Gasthaustier. Die Schildkröte Flash! Tadaaaaa |
Die beste argentinische Picada bisher bei Beto und Familie |
Viel Zeit habe ich außerdem mit den Chochos, meinem Freundeskreis vom Schwimmen verbracht. An einem Abend waren wir bei Zul, die einen Swimmingpool hatte. An einem anderen bei Rama, der uns zum Biertrinken einlud (nur leider, als wir bei ihm ankamen und zum Bierkaufen loszogen, hatten bereits alle Biergeschäfte geschlossen). Am Mittwoch feierten wir Frans Geburtstag am Fluss, was ein gemütliches Beisammensitzen, Kuchen, Trinken und Gitarre spielen bedeutete.
Kaum hätte der letzte Donnerstag besser sein können, denn morgens habe ich zum ersten Mal Reitstunden genommen. Während ich zuerst einige kulturelle Kommunikationsprobleme mit dem Pferd hatte, habe ich am Ende meine Körpersprache auf argentinisches Reiten angepasst und es wusste, was ich ihm mitteilen wollte. Am gleichen Tag lernte ich den dritten und letzten künstlich angelegten See „Marimenuco“ kennen. Zusammen mit den Chochos und weiteren Leuten vom Schwimmen,
fuhren wir an den Strand, um einen entspannten Tag zu verbringen. Das Wetter mit fast wolkenlosem Himmel und ca. 40° war perfekt zum Baden. Ein Wunder, dass ich mich nicht verbrannt habe! Als wir an den Ufern der Bucht entlangwanderten, bemerkten wir, dass das Wasser seine türkisene Farbe Algen verdankte, die unter der Wasseroberfläche die Felswand bepelzten. Wie sie so langsam und ruhig hin und her schwelgten, sahen sie aus wie ein riesiger, saftig grüner Teppich aus Plüsch. Sofort kamen wir auf die Idee miteinander zu rangeln und zu sehen, wer als erstes ausrutscht und ins Wasser fällt, während andere die Algen von der Wand abrupften um sich warfen. Und wie die Dinger, dann kleben blieben! Am Ende entzog sich keiner mehr dem Wasser und wir schwammen zum Strand zurück. Dieser Tag hat mir besonders gefallen.
Am See Marimenuco bei 40°C im Frühling!!! |
Allgemein waren die letzten Tage, seitdem ich meine letzte Hausarbeit abgegeben hatte, ein Traum. Endlich sind alle Prüfungen bestanden.
Babykätzchen auf dem Reiterhof |