Dass ich den letzten Blogeintrag verfasst habe ist nicht
lange her und doch kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Über das verlängerte
Wochenende ging‘s zum zweiten Mal in die Anden, allerdings diesmal eine andere
Straße entlang. Ich reiste im Bus mit anderen Studenten, die auch zum Schwimmen
gehen, der Großteil von ihnen jedoch an anderen Tagen.
Meine ersten Bekanntschaften auf der Busfahrt. |
Die Landschaft, die sich vor meinen Augen ausbreitete war
einfach atemberaubend. Mit offenem Mund konnte ich meinen Blick vom Fenster nur
zum Kartenspielen abwenden. Es war eine sehr gute Idee im Reisebus mitzufahren.
Wir hatten viel Platz und es erlaubte mir ein paar neue Bekanntschaften zu
machen. Kaum zu glauben, wie stark ein Wochenende eine Gruppe zusammenwachsen
lassen kann. Mit meinen Karten-Spiel-Kameraden hatte ich eine Menge Spaß und
inzwischen hört mein Handy dank unseres neuen Gruppenchats gar nicht mehr auf
zu klingeln (man schaut eine Weile nicht drauf und schon hat man über 100 Nachrichten).
Als wir mittags ankamen, klarte das Wetter auf. Gleich nach unserer kurzen
Mittagspause im Hostel brachen wir zur ersten Rafting-Tour auf.
Wir mussten uns
in dem gigantischen Gewirr von Neoprenanzügen zurechtfinden und hoffen, dass
wir einen einigermaßen passenden finden. Zuerst hatte ich einen ergattert, der
mir viel zu weit war und beendete meine Suche nach einem Ersatz erfolgreich.
Doch für die Neoprensocken war ich dadurch zu spät dran. Weiter ging es
glücklich mit Schuhen, die ich bekam (da ich auf Spanisch die Betreuer nicht
nach Socken, sondern nach Schuhen fragte). Das lies mir den Ruf einer
Extrawurst für Ausländer zukommen (die Rettungsweste war nämlich auch neu),
denn ich hatte vergleichsweise die qualitativ hochwertigsten Sachen ergattert.
Auf einem Stadtrundgang durch Alumine |
Interessante Mülleimer, oder? |
In der Halle bauten wir uns ein großes Matratzenlager auf |
Das Rafting an sich war ein Traum! Wir sind gemütlich auf
einem Schlauchboot den Fluss Alumine herunter getrieben. Einige Stromschnellen
waren auch dabei. Vom Boot aus hatten wir nochmal einen vollkommen anderen
Blickwinkel auf die Landschaft. Ohne dass jemand (unfreiwillig) ins Wasser
fiel, kamen wir heil an unserem Ziel an. Nach der Besichtigung unseres
Schlafplatzes (einer Turnhalle, in der wir auf Matratzen auf dem Boden
schliefen), einem Spaziergang durch das Dörfchen Alumine und abends einem
leckeren Asado (Grillen) war ich überzeugt, dass dieser Tag so schnell nicht
getoppt werden kann.
Wir rutschten mit unseren Matratzen in der Halle umher,
spielten Volleyball und gingen noch in eine Bar.
Ich übe weiterhin Gitarre! Hoffentlich kann ich auch ein paar argentinische Lieder spielen, wenn ich zurückkomme... |
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mich mein Leben immer
eines Besseren belehren will. Es ist fast so, als würden mir meine Erfahrungen
mitteilen: „Du bist von etwas überzeugt? Gleich passiert etwas, was eben diese
Überzeugung widerlegt.“ Denn am nächsten Tag war das Rafting noch viel
lustiger.
Auf dem Weg tanzten wir ausgelassen mit guter lateinamerikanischer
Musik im Bus. So verging die etwas längere Fahrt zum nächsten Rafting-Ziel wie
im Flug. Diesmal kamen weniger Leute mit, es gab heftigere Stromschnellen, man
musste sich mehr anstrengen und die Landschaft war noch toller anzusehen. Hier
tauchte allmählich unser Teamgeist auf, indem wir einen Gruppennamen fanden:
Die Chochos.
Chocho |
Ziemlich erschöpft fuhren wir zum Hostel, wo wir uns den
Rest des Tages ausruhten bzw. ich mich an der Kletterwand versuchte. Zum
Abendbrot wurden wir mit leckerer Pizza verwöhnt.
In Neuquen habe ich Glück, wenn ich ein paar Sterne
entdecken kann. Als ich mich jedoch in Alumine von den anderen abseilte und
mich an den Fluss, der direkt neben dem Hostel entlanglief, setzte, konnte ich
meinen Augen kaum trauen: Vor mir breitete sich ein unendlicher Sternenhimmel
aus.
Als ich mich zurückgesellte, hatten die anderen mich schon
vermisst, denn die gemeinsame Abendplanung stand fest. Es ging wieder in die
Bar, doch diesmal rückten wir die Tische zur Seite und fingen an zu Tanzen.
Bisher bin ich in Argentinien nie wirklich zum Tanzen ausgegangen, doch an dem
Abend ließen wir es krachen. Ich hatte kein Problem mich ausgelassen zu
bewegen, weil wir fast die einzigen waren, die in die Bar gingen. Die Stimmung
war richtig gut und ich bekam Komplimente dafür, dass ich gut tanzen kann (was
mich sehr überraschte, denn bisher dachte ich immer, dass Argentinierinnen viel
besser tanzen könnten).
Puppenspiel in der Grundschule für Mapuche |
Der nächste Tag (Montag, ein Feiertag) war etwas ruhiger
(bloß gut, denn Schlaf habe ich die letzten Tage kaum bekommen). Viele des
Teams nahmen an einer Spendenaktion für Spielzeug an einer Schule einer Mapuche
Gemeinschaft teil. Wir fuhren in die Schule und einige führten ein
Puppentheater für die Kinder auf. Zusätzlich bekamen die kleinen zu ihrem
Geschenk noch Süßigkeiten. Es ist schön zu sehen, dass es Leute gibt, die etwas
für die Mapuche tun und nicht nur Leute, die gegen sie reden. Nach einem
gemeinsamen Mittagessen im Hostel ging es leider auch schon zurück in das
„Alltagsleben“ und wir fuhren nach Neuquen zurück. Stressig wird es, weil ich
zwei Prüfungen nächste Woche schreibe und danach noch eine Hausarbeit auf
Spanisch verfassen muss.
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