Freitag, 2. Dezember 2016

Hoch leben die Chochos!





Dass ich den letzten Blogeintrag verfasst habe ist nicht lange her und doch kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Über das verlängerte Wochenende ging‘s zum zweiten Mal in die Anden, allerdings diesmal eine andere Straße entlang. Ich reiste im Bus mit anderen Studenten, die auch zum Schwimmen gehen, der Großteil von ihnen jedoch an anderen Tagen.


Meine ersten Bekanntschaften
auf der Busfahrt.
Die Landschaft, die sich vor meinen Augen ausbreitete war einfach atemberaubend. Mit offenem Mund konnte ich meinen Blick vom Fenster nur zum Kartenspielen abwenden. Es war eine sehr gute Idee im Reisebus mitzufahren. Wir hatten viel Platz und es erlaubte mir ein paar neue Bekanntschaften zu machen. Kaum zu glauben, wie stark ein Wochenende eine Gruppe zusammenwachsen lassen kann. Mit meinen Karten-Spiel-Kameraden hatte ich eine Menge Spaß und inzwischen hört mein Handy dank unseres neuen Gruppenchats gar nicht mehr auf zu klingeln (man schaut eine Weile nicht drauf und schon hat man über 100 Nachrichten). Als wir mittags ankamen, klarte das Wetter auf. Gleich nach unserer kurzen Mittagspause im Hostel brachen wir zur ersten Rafting-Tour auf. 



Wir mussten uns in dem gigantischen Gewirr von Neoprenanzügen zurechtfinden und hoffen, dass wir einen einigermaßen passenden finden. Zuerst hatte ich einen ergattert, der mir viel zu weit war und beendete meine Suche nach einem Ersatz erfolgreich. Doch für die Neoprensocken war ich dadurch zu spät dran. Weiter ging es glücklich mit Schuhen, die ich bekam (da ich auf Spanisch die Betreuer nicht nach Socken, sondern nach Schuhen fragte). Das lies mir den Ruf einer Extrawurst für Ausländer zukommen (die Rettungsweste war nämlich auch neu), denn ich hatte vergleichsweise die qualitativ hochwertigsten Sachen ergattert.

Auf einem Stadtrundgang durch Alumine


Interessante Mülleimer, oder?

In der Halle bauten wir uns ein
großes Matratzenlager auf
Das Rafting an sich war ein Traum! Wir sind gemütlich auf einem Schlauchboot den Fluss Alumine herunter getrieben. Einige Stromschnellen waren auch dabei. Vom Boot aus hatten wir nochmal einen vollkommen anderen Blickwinkel auf die Landschaft. Ohne dass jemand (unfreiwillig) ins Wasser fiel, kamen wir heil an unserem Ziel an. Nach der Besichtigung unseres Schlafplatzes (einer Turnhalle, in der wir auf Matratzen auf dem Boden schliefen), einem Spaziergang durch das Dörfchen Alumine und abends einem leckeren Asado (Grillen) war ich überzeugt, dass dieser Tag so schnell nicht getoppt werden kann. 

Wir rutschten mit unseren Matratzen in der Halle umher, spielten Volleyball und gingen noch in eine Bar.

Ich übe weiterhin Gitarre!
Hoffentlich kann ich auch ein paar
argentinische Lieder spielen, wenn ich
zurückkomme...

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mich mein Leben immer eines Besseren belehren will. Es ist fast so, als würden mir meine Erfahrungen mitteilen: „Du bist von etwas überzeugt? Gleich passiert etwas, was eben diese Überzeugung widerlegt.“ Denn am nächsten Tag war das Rafting noch viel lustiger. 


Auf dem Weg tanzten wir ausgelassen mit guter lateinamerikanischer Musik im Bus. So verging die etwas längere Fahrt zum nächsten Rafting-Ziel wie im Flug. Diesmal kamen weniger Leute mit, es gab heftigere Stromschnellen, man musste sich mehr anstrengen und die Landschaft war noch toller anzusehen. Hier tauchte allmählich unser Teamgeist auf, indem wir einen Gruppennamen fanden: Die Chochos. 






Chocho
 Chocho ist eine in den Anden heimische Pflanze, die lila und rosa die Flussufer schmückte. Die Tour war diesmal wirklich anstrengend und recht gefährlich, da zwei Chochos ins Wasser fielen. Das ist bei den vielen Steinen und der Strömung, die das Boot stark beschleunigte nicht zu unterschätzen. Zum Glück ging bis auf ein paar blaue Flecke alles gut.




Ziemlich erschöpft fuhren wir zum Hostel, wo wir uns den Rest des Tages ausruhten bzw. ich mich an der Kletterwand versuchte. Zum Abendbrot wurden wir mit leckerer Pizza verwöhnt.




In Neuquen habe ich Glück, wenn ich ein paar Sterne entdecken kann. Als ich mich jedoch in Alumine von den anderen abseilte und mich an den Fluss, der direkt neben dem Hostel entlanglief, setzte, konnte ich meinen Augen kaum trauen: Vor mir breitete sich ein unendlicher Sternenhimmel aus.


Als ich mich zurückgesellte, hatten die anderen mich schon vermisst, denn die gemeinsame Abendplanung stand fest. Es ging wieder in die Bar, doch diesmal rückten wir die Tische zur Seite und fingen an zu Tanzen. Bisher bin ich in Argentinien nie wirklich zum Tanzen ausgegangen, doch an dem Abend ließen wir es krachen. Ich hatte kein Problem mich ausgelassen zu bewegen, weil wir fast die einzigen waren, die in die Bar gingen. Die Stimmung war richtig gut und ich bekam Komplimente dafür, dass ich gut tanzen kann (was mich sehr überraschte, denn bisher dachte ich immer, dass Argentinierinnen viel besser tanzen könnten).


Puppenspiel in der Grundschule für Mapuche




Der nächste Tag (Montag, ein Feiertag) war etwas ruhiger (bloß gut, denn Schlaf habe ich die letzten Tage kaum bekommen). Viele des Teams nahmen an einer Spendenaktion für Spielzeug an einer Schule einer Mapuche Gemeinschaft teil. Wir fuhren in die Schule und einige führten ein Puppentheater für die Kinder auf. Zusätzlich bekamen die kleinen zu ihrem Geschenk noch Süßigkeiten. Es ist schön zu sehen, dass es Leute gibt, die etwas für die Mapuche tun und nicht nur Leute, die gegen sie reden. Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Hostel ging es leider auch schon zurück in das „Alltagsleben“ und wir fuhren nach Neuquen zurück. Stressig wird es, weil ich zwei Prüfungen nächste Woche schreibe und danach noch eine Hausarbeit auf Spanisch verfassen muss.



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