Am 13. und 14. Oktober fand ein internationales Kolloquium
über patagonische Literatur an meiner Uni statt, an dem auch Kommilitoninnen
und eine Professorin aus Jena teilnahmen und ihre Forschungsergebnisse
präsentierten. Daraus resultierend, habe ich jetzt eine neue deutsche
Mitbewohnerin (Wer sonst ist die erste Anlaufstelle in Sachen Wohnungsangelegenheiten?). Zuerst war ich etwas skeptisch, wie es wohl sein wird, wenn eine zweite
Deutsche mit im Haus wohnt, aber wurde bis jetzt nur positiv überrascht.
Außerdem lernte ich den Schriftsteller Gustavo de Vera
kennen, der uns sogar einlud, ihn in Esquel besuchen zu kommen. Mit Sicherheit
werde ich auf dieses Angebot zurückkommen. Er konnte mir sehr viel über die Geschichte
der Mapuche erzählen und ich erfuhr, dass er sogar Schreib-Workshops in einem
Gefängnis gibt!
Ein Mann genießt Mate ohne sich vom schlechten Wetter die Laune verderben zu lassen |
Schuhe, die trocknen müssen hängen wir über die Heizung. Eine Dusche vor der Tür! |
Mitte Oktober regnete es innerhalb von gut zwei Tagen so
viel in Neuquén wie sonst in einem ganzen Jahr nicht. Der Wasserpegel im Fluss
ist mächtig angestiegen und hat ganze Stadtteile unter Wasser gesetzt. Langsam
fange ich mich an zu fragen, ob ich die Botin für Wetter-Ausnahmezustände bin. Während
meiner Zeit in Texas hat es geschneit, in Osaka, einer genauso tropischen Zone,
auch und jetzt hier die Überschwemmung in einer Wüstenstadt… Da ich auf dem
Berg wohne, habe ich bis auf ein paar Lecks im Dach nicht viel davon
mitbekommen. Dank des Ausfalls aller Veranstaltungen der Uni hatte während der
verregneten Tage viel Zeit zum Lesen, der aufgeschobenen Texte.
Unser Fußboden wurde von Schüsseln geschmückt, die das Wasser, was von der Decke tropfte, aufzufangen |
Wenn ich mal einen Hauch von Heimweh innerhalb der letzten
Wochen verspürt haben sollte, ist dieser die letzte Woche komplett verpufft,
denn Ende Oktober bekam ich Besuch von meinem Bruder. Da das Haus in dem ich
wohne nur für Frauen ist, musste ich einen Schlafplatz für Nico organisieren.
So kam es dazu, dass er bei Cristóbal, einem Freund von einer Freundin
unterkam.
Ein Ort, an den uns Cristóbal führte, hieß Confluencia. Hier gehen die Flüsse Limay und Neuquen in den Fluss Río Negro über. Zu diesem Zeitpunkt lebte sein Auto noch. |
Mit Cristóbal erlebten wir viele tolle Dinge: Wir feierten
seinen Geburtstag, lernten eine grüne Seite von Neuquén kennen, kochten
zusammen und zu guter Letzt verbrachten wir die letzten Tage seines 50-jährigen
Peugeots mit ihm.
Cristóbals Auto musste sich unter unserer Last anstrengen und ging kaputt... |
Es wurde lecker gegrillt! |
Das Wochenende war wirklich schön. Mit der Trainingsgruppe
eines Freunds sind wir am Samstag an den See gefahren. Wir sind auf einem
Campingplatz geblieben. An nichts hat es gefehlt: Sport (wir sind 6 km
gejoggt), fantastisches Essen (was bei einem perfekten Tag bei mir nicht fehlen
darf), tolles Wetter, Spaß (Slacklines, Klippenspringen, tolle Gesellschaft)
und zum Abschluss ein wunderschöner Sonnenuntergang. Der Spruch „Das beste
kommt zum Schluss“ müsste wohl noch einmal überdacht werden. Ich kann mir kaum
vorstellen, dass es noch einen schöneren Tag geben wird.
Nico und seine Balancierversuche auf der Slackline |
Suchbild. |
Am Sonntag lernten wir den Ort China Muerta kennen. Zum
ersten Mal sah ich die so genannten chacras (sowas wie Bauernhöfe) auf dem
Land. Alles erstrahlte in einem saftigen Grün, als wir uns in dieser Gegend
bewegten. Auf einem Hof holten wir einen Bekannten ab, der uns begleiten würde.
Dabei begegneten wir seiner Oma, die schon ein beträchtliches Alter hatte (man
bedenke, dass der Bekannte an sich schon mindestens 40 ist). Es war eine
traurige und zugleich witzige Situation, als sie in einem altertümlichen
Spanisch fragte, von wo wir seien und 2 Minuten später die gleiche Frage erneut
beantworten mussten. Jedes Mal (insgesamt ungefähr fünfmal) machte sie mir ein
Kompliment wie hübsch ich doch sei. Hahaha!
Zusammen mit ein paar Freunden verbrachten wir den Tag am
Fluss in der Nähe der Bauernhöfe. Mir wurde erzählt, dass sich auf den Inseln
verschiedene Kommunen niederlassen würden und das ganz ohne Lizenz! Sie
meinten, dass das in letzter Zeit immer mehr Leute machen würden, weil es
Gebiete sind, die keinem gehören und der Staat diese nicht verkaufen kann. Hat
man sein Haus erst einmal gebaut, würde es einem keiner mehr nehmen. Ich traute
meinen Ohren kaum! Was würde wohl das Bauamt in Deutschland dazu sagen?!
Murga ist eine Musikrichtung, die auf Karnevals gespielt wird. Am Sonntag war im Parque Central eine Versammlung von verschiedenen Bands. |
Am Montagabend wurde Nico zum Abschiedsessen zu uns nach
Hause eingeladen. Es gab leckere Pizzen, die Maggies Sohn für uns zubereitete.
Bei der Gelegenheit konnten wir auch gleich Christina, meine neue deutsche
Mitbewohnerin willkommen heißen.
Auflösung des Suchbilds |
Ach, schee war's! Die Trainingsgruppe Cumbre hat mich stark an mein Team IETD in Deutschland erinnert. Die waren so stolz auf ihr neues Banner mit dem Teamlogo :-) Danke Schwesterherz!
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