Freitag, 27. Oktober 2017

Wochenende in Granada

7. und 8. Oktober



Falls du dich fragst, ob der Herbst bei mir in Spanien inzwischen angekommen ist, kann ich das glücklicherweise verneinen. Das merkte ich zum Beispiel extrem während des vergangenen Wochenendes, als wir nach Granada fuhren. Granada war ein spontaner Plan gewesen, wo ich mich einer Litauerin (ich hoffe, die Personen, die aus Litauen kommen, nennt man tatsächlich so) und einer Italienerin anschloss. Nach einem ausgiebigen Hausputz am Freitag mit meinen Mitbewohnern, fuhren Emilija, Dalila und ich nachmittags los und kamen am Freitagabend in Granada an.



Zum ersten Mal fiel mir auf, dass überall in der Stadt spanische Flaggen von den Balkons hängen. Schaut man aber in die Vergangenheit, weiß man, dass Spanien sich ca. 8 Jahrhunderte lang in den Händen der Mauren befand. Läuft man mit offenen Augen durch die Stadt, ist der Baustil wahrscheinlich das erste, was einem auffällt.






 






Am Freitag unternahm ich nicht mehr viel. Gemeinsam gingen wir in ein Restaurant, um ein paar Tapas zu bestellen. Anscheinend irrten sich die Kellner und gaben uns zu viel Rückgeld, welches die Italienerin, die ihr Geld als Einzige nicht passend hatte entgegennahm. Anstatt den Euro als Trinkgeld dazulassen, wollte sie gehen. Nach einer kurzen Diskussion, zu der mich mein schlechtes Gewissen nötigte, gab sie mir schließlich den Euro, damit ich ihn zurückbringen konnte. Der Kellner lachte nur, als ich mit dem Euro vor ihm stand und meinte: „Ach, kein Problem!“. Etwas peinlich berührt gab ich der genervten Italienerin den Euro zurück.

Beleuchtung im Mosaikstil an einer Hauswand

Obwohl die Mädels Freitagnacht noch feiern gingen, waren sie in der Lage, früh aufzustehen und wir verließen unser Airbnb Apartment zur vereinbarten Zeit. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ich erinnere mich nur zu gut daran, wie ich mit Deutschen, denen die Pünktlichkeit stets nachgesagt wird, regelmäßig zu spät komme.


Es gibt "pan con tomate" zum Frühstück in einem netten Café.
Das links ist also keine Marmelade, sondern pürierte Tomate.
Nach einem stärkenden Frühstück in einem netten Café, begannen wir mit unserer Stadtbesichtigung. Einerseits mit Stadtplan, andererseits nach Gefühl, erkundeten wir den hübschen Stadtteil Albaícin, schauten uns die eindrucksvolle Kathedrale und die noch weltbekanntere Alhambra an. Tickets muss man allerdings einen Monat im Voraus buchen, weshalb uns einige Teile vorenthalten blieben. Nichtsdestotrotz war es ein Tag, an dem wir enorm viel zu Gesicht bekamen. Vor der Kathedrale gab es Frauen, die Tannenzweige verteilten, mit dem Vorwand, dass es ein Geschenk sei. Sobald jemand den Zweig entgegennahm, lasen sie ihm die Hand und verlangten am Ende sehr energisch Geld dafür. Emilija war darüber so erschrocken, dass sie tatsächlich etwas bezahlte. Mich kann man weniger übers Ohr hauen, weshalb ich den Zweig einer anderen Frau, die das gleiche Spiel spielte, in die Hand drückte und eisern blieb.

Eine ehemalige Stadtmauer.



Vor der Kathedrale.


In der Kathedrale.









Alhambra.


Besonders toll war der Samstagabend, als Emilija und ich die Hügel in den Ausläufern der Stadt bestiegen. Einige Teile der alten Stadtmauern sind dort noch erhalten, von denen man eine atemberaubende Aussicht auf den Sonnenuntergang hat. Der versteckte Weg dahin sahen wir einige Höhlen, wo tatsächlich Leute leben, erinnerte mich an die Ruinen im Norden von Argentinien oder die Favelas von Brasilien. Mir war nicht bewusst, dass es in Spanien auch solche Armut gibt.

Von der Mauer (rechts) in Sacromonte beobachteten wir den Sonnenuntergang.



Toller Blick auf die Alhambra bei Sonnenuntergang von Sacromonte aus.

Die größten Tortilla, die ich je gesehen habe.
Abends warn wir wieder Tapas essen. In Gegensatz zu Cádiz bekommt man zu jedem Getränk, was man bestellt, unaufgefordert einen Teller Tapas dazu. Die Größe variiert je nach Anzahl der Leute am Tisch. An dem Abend am es beinahe wieder zu einer Auseinandersetzung mit der Italienerin, die sich einfach das Trinkgeld von Emilija und mir mit einsteckte, weil sie ihr Geld wieder nicht passend hatte.

Sonntag zog ich auf eigene Faust los, was mir lieber war, als zu warten bis die Mädels, die erst früh um 8 Uhr vom Feiern zurückkehrten, sich irgendwann aus dem Bett erhoben. Auf diese Weise konnte ich die Sehenswürdigkeiten sehen, zu denen der Eintritt an Sonntagen frei ist: Das banuelo (früher genutzte öffentliche Badehäuser), Casa de Chapiz (ein Haus im maurischen Stil, zu welchem ein wunderschöner, dekorativer Garten gehörte) und Palacio de Dar-al-Horra (Palast, von dem man einen tollen Blick auf alles genießt). Am frühen Nachmittag traf ich mich mit den Mädels, mit denen ich vor unserer gemeinsamen Abfahrt noch lecker essen ging. Es gab sogar frisch gepressten Ananassaft und umsonst eine Tapa dazu. Ich liebe das Essen hier!

Tolle Mosaik-Steinböden.





Ehemalige Baderäume.







 Trotz des tollen Wochenendausflugs war ich wieder froh, als ich nach dem Wochenende nach Hause kam und sofort wieder an den Strand gehen konnte.



Bemvindo a Portugal!

Algarve 29.09.  - 01.10. 




Nach Portugal ist es von Cádiz aus ein Katzensprung. Innerhalb von ein paar Stunden ist man mit dem Auto im portugiesischen Nachbarland und muss die Uhr eine Stunde zurückstellen – wenn man nicht die Landstraßen nimmt.


Dies musste ich bitter feststellen, denn im Bus braucht man eine gefühlte Ewigkeit, sodass ich mich noch im Dunklen aus den Federn kämpfte. Es war wirklich ein Kampf, denn für Studenten ist es inhuman, wenn der Wecker vor 7 klingelt. Ich lernte aber, dass ich noch länger das Bett hätte hüten können, denn es ging erst über dreißig Minuten nach der geplanten Treffzeit los – südländische Mentalität eben.


Als wir ankamen, war ich erstmal so fertig, dass ich von dem grässlichen Zustand des Hotels kaum etwas mitbekam und nach der ewigen Diskussion der Zimmeraufteilung sofort zur Siesta überging. Wir (3 Brasilianerinnen, eine Mexikanerin, eine Italienerin und ich) haben ein 6er Zimmer und Marisa und Cecilia mussten sich ein viel zu kleines Sofa teilen, welches zu Anfang noch nicht einmal bezogen war. Der Badfußboden, Herd und die meisten Steckdosen waren kaputt, was zu einem Kampf des Handyaufladens führte. Auch die Handtücher waren knapp bemessen (3 normale und 5 zu kleine). Abends bekam Marisa bitter zu spüren, dass man unter kaltem Wasser in der Dusche steht, wenn jemand die Mikrowelle zur selben Zeit benutzt. Obwohl wir von unserem „Hotel“ sehr enttäuscht waren, war die Wohngemeinschaft harmonisch und die Landschaft wirklich schön. Schließlich war das ausschlaggebende für uns ja, die tollen Strände von Algarve besichtigen zu können und mit anderen Erasmus-Studenten zu feiern.


Poolparty!!!

Das Nachbarhotel, wo die erste Pool-Party stattgefunden hat. 
In dem viel schöneren Nachbarhotel fand gleich am ersten Nachmittag eine Poolparty statt: Laute Musik, viele Erasmus-Studenten aus verschiedensten Städten Portugals und Spaniens, ein Zumba-Kurs, Rodeo und Freibier (für das man allerdings eineinhalb Stunden anstehen musste) sorgten für gute Laune. Freitagabend machte ich noch einen kleinen Spaziergang zum Strand, der keine 10 Minuten entfernt ist und genoss den Blick auf den Ozean in der Dämmerung. An diesem Abend ruhte ich mich noch aus, während die anderen schon vom ersten Abend an weggingen.

Sonnenuntergang am Strand

Freitagabend genießen bevor der Party-Samstag kommt.


leckere Pizza zum Mittag
Das Dessert: "eine" Kugel Eis

Eine Poolparty tagsüber kann auch Spaß machen.

Poolparty Nr.: 2
Samstag und Sonntag waren Strand und Party angesagt. Im Anschluss an den Strandmorgen fand am Nachmittag eine Poolparty direkt neben dem Strand statt, bei der wir kräftig tanzten, bis es dunkel wurde. Vor dem Facepainting unternahmen wir den zweiten Kochversuch in unserem „Hotel“. Diesmal waren wir erfolgreicher, als wir die Nudeln im Topf und nicht in der Mikrowelle kochten. Dafür standen wir mit Handy-Taschenlampen daneben, wegen des Stromausfalls in unserem Wohnzimmer.




Der Abend war ein super Erfolg in einem Club, der eine Dachterrasse mit schöner Aussicht hatte. 





An unserem letzten Tag besichtigten wir das Gebiet, für das Algarve tatsächlich berühmt ist: Eine Küste mit beeindruckenden Felsformationen, steilen Klippen und versteckten Stränden, die in türkis-blaues Wasser mündeten. Diese Region ist Traum sowohl für Wanderer als auch für Badefreunde (Aber Vorsicht: die Wassertemperaturen erreichen trotz des heißen Wetters gefühlt den Gefrierpunkt – kleine Übertreibung).









 

Auf der Rückfahrt machten die Organisatoren ein bisschen Stimmung im Bus, indem wir anonyme Hot-Messages an andere Personen im Bus schreiben sollten, die am Ende laut vorgelesen wurden. Die witzigen Botschaften verkürzten die lange Busfahrt etwas. Das Wochenende war so anstrengend gewesen, dass fast alle im Bus in eine Art Koma verfielen und eine angenehme Ruhe eintrat – wir hatten alle Schlaf nachzuholen.

Das mit dem Schlaf im Bus musste reichen – als ich zu Hause ankam, veranstaltete meine Mitbewohnerin Fanoche eine halbe Homeparty. Als sie mich um mein Einverständnis fragte, vergaß sie zufällig das „s“ hinter friend, bei der Frage: „Do mind if my friend come to cook?“. Ich hatte Glück, dass ich es bei so vielen Leuten schaffte, mich bis zum Bad durchzuboxen.

Trotzdem liebe ich unsere WG in Cádiz.